Hat der Mensch Probleme mit seinen Zähnen, ist der Podologe nicht die richtige Fachperson. Schmerzt der Rücken, wird ein Termin bei einem passenden Experten organisiert. Dieses Verhalten ist nachvollziehbar, da von der klassischen Medizin grundsätzlich eine Wirkung erwartet wird. Es wird davon ausgegangen, dass spezielle Arzneien „speziell gut“ wirken. Reagiert aber der menschliche Körper nicht wie vorhergesagt, wird rasch die Wirkungslosigkeit und leider nicht die komplementäre Sichtweise fokussiert. Daraus entspringen dann relativ schnell und unbekümmert abenteuerliche Erklärungsweisen der alternativen Medizin hervor. Therapeuten sonnen sich im prognostizierten Misserfolg der Schulmedizin mit einer oft arroganten Argumentation von: „Das war ja klar“. Fragwürdige Theorien und Annahmen werden kommuniziert und der Mensch in seiner höchstpersönlichen und diffizilen Verletzlichkeit oft ausgenutzt. Unseriöse und marktschreierisch unwirksame Scharlatan-Angebote mischen sich im Segment des natürlichen Heilens mit seriösen, ernsthaften Angeboten und bilden ein verwirrendes Durcheinander.
Wo liegt der Unterschied zwischen natürlichem Heilen und der naturwissenschaftlich basierten Medizin? Beide Systeme bieten erkrankten Menschen Hilfe zur Wiedererlangung des persönlichen „Heilseins“ an und ergänzen sich. Die ärztliche Wissenschaft erkennt und grenzt Beschwerden ein, lindert Symptome, behandelt und heilt Unpässlichkeiten. Der Ansatz ist krankheitsbasiert. Gesundheit definiert sie mit Wohlbefinden, frei von Krankheiten und Gebrechen, was ja auch nicht falsch ist.
Das natürliche Heilen anerkennt die im Körper wohnende Kraft und will diese fördern. Dadurch kann das System «Mensch» mit der innewohnenden Selbstheilungskraft die volle Lebenskraft, und somit Gesundheit wieder erlangen. Der Ansatz des natürlichen Heilens ist energetisch und gesundheitsbasiert. Der Mensch hat einen biologischen Körper und ist ein Energiewesen, deshalb bilden die Ansatzweise der Medizin und des natürlichen Heilens erst gemeinsam eine ganzheitliche Behandlung des Menschen.
SVNH – geprüfte Qualität
Nicht nur die Medizin, sondern auch das natürliche Heilen finden in der Gesellschaft wieder vermehrt Akzeptanz. Der Schweizerische Verband für natürliches Heilen (SVNH) setzt sich seit mehr als 35 Jahren als Non-Profit-Organisation für Qualitätsrichtlinien und die Förderung der Akzeptanz im Bereich des natürlichen Heilens ein. Seine fundierten Fach-¬ und Persönlichkeitsprüfungen sind in der Branche ein Begriff und der SVNH ist heute der kompetente, methodenunabhängige Vertreter des natürlichen Heilens in der Schweiz.
«Geprüft in» ist ein allgemein üblicher Qualitätsausweis und im akademischen Umfeld werden damit die theoretischen Kenntnisse und das Fachwissen eines Kandidaten überprüft. Viele Methoden des natürlichen Heilens fallen aber durch das Raster. Sie werden weiterhin aus Listen gestrichen und verlieren dadurch, obwohl diese praktizierten Methoden seit Jahrzehnten legitim waren, ihre professionelle Anerkennung. Praktizierenden wird damit die Möglichkeit genommen oder gar nicht erst gegeben, das erarbeitete Wissen und ihre Professionalität unter Beweis zu stellen.
Der Schweizerische Verband für natürliches Heilen (SVNH) ist aber der Meinung, dass für die Berufsausübung als Heiler, Berater und Therapeut im Bereich natürliches Heilen mehr als eine theoretische Wissensprüfung notwendig ist. Deshalb etablierte die Interessenorganisation eine/ die dreiteilige Fachprüfung; eine praktische Leistungsprüfung für Therapeuten. Das Fachwissen des Kandidaten wird dabei ebenso überprüft wie seine ethische Grundeinstellung und die Behandlungsweise des Klienten.
Das Onlineregister geprüfter Therapeuten und Berater
Seit der Gründung am 21. März 1983 vertritt der SVNH mittlerweile seit mehr als 35 Jahren das allgemeine Interesse am natürlichen Heilen. Er unterstützt die Zusammenarbeit der verschiedensten Disziplinen und weist durch sein Engagement auf einen sinnvollen Einsatz vorhandener Ressourcen hin. Denn es soll ja der ratsuchende Mensch im Fokus stehen und nicht nur die Tatsache der steigenden Krankenkassenprämien. Im Online-Naturheilverzeichnis des SVNH werden alle geprüften Methoden und Therapeuten ausgewiesen. Das Register steht im Internet unentgeltlich zur Verfügung und die Nutzer erhalten exklusiv die Möglichkeit, die Therapeuten -Spreu vom -Weizen zu trennen und eigenverantwortlich passende Angebote zu finden.
Therapeuten werden in die Pflicht genommen
Sich überprüfen zu lassen, um danach als Aktivmitglied das Label «SVNH-Geprüft» verwenden zu können, fällt erstaunlicherweise vielen Therapeuten schwer. Dabei geht es nicht darum, den Numerus clausus vom Sockel zu stürzen, sondern alternative Therapeuten sollten sich vermehrt professionell zeigen. Sie sollen ein vergleichbares Verständnis für die etablierten Therapien entwickeln, dass z.B. nur durch die konkrete Überprüfbarkeit ein anderes als das pseudowissenschaftliche Qualitätsbewusstsein entstehen kann.
Der Ansatz einer Fachprüfung ist hoch – aber realistisch. Eine qualifizierte Überprüfung setzt voraus, das verlässliche Kriterien und messbare Punkte definiert sind. Die typischen Prüfungsmerkmale des SVNH sind demzufolge ein persönliches Gespräch mit drei neutralen Experten und zwei methodenspezifischen Fachprüfungen, die von SVNH-Fachexperten der jeweiligen Methoden abgenommen werden. Nebst den Fachkenntnissen legt der Verband grossen Wert darauf, dass der Ablauf einer Behandlung stimmig und rund gestaltet wird. Damit diese Punkte neutral beurteilt werden können, und um eine Absprache zwischen Therapeuten und Klient zu verhindern, werden Klienten jeweils vom SVNH gestellt. Berücksichtigt wird, dass der jeweilige Klient die Therapieform kennt und damit einverstanden ist. Die Qualifizierung entsteht durch die Tatsache, dass der zu Prüfende durch fünf Fachexperten und sieben Feedbacks von Klienten – davon fünf schriftliche, überprüfte Zeugnisse – beurteilt wird.
Mit diesen klaren Vorgaben wird es möglich, dass Geistheiler, Medien und weitere Nischentherapeuten sich ebenfalls prüfen lassen können, da sie mittlerweile im gesamtheitlichen Kontext als eine Ergänzung zu vielen Therapieformen betrachtet werden und sich das Verständnis in Bezug auf den Menschen und seine Bedürfnisse zunehmend differenziert hat. Sanft kopiert die klassische Medizin die Sichtweise und Bezeichnungen des natürlichen Heilens. Begriffe wie zum Beispiel Gesundheit, Krankheit, Heilung und Gesundheitsvorsorge entwickeln zunehmend ein kongruentes Verständnis:
- Gesundheit ist Wohlbefinden, Harmonie von Körper, Geist und Seele im Einklang mit den natürlichen Gesetzen.
- Krankheit entsteht aus einer Störung dieser Harmonie. Körperliche oder psychische Symptome sind Warnsignale, die auffordern ihre Ursachen aufzuspüren und wieder den Zustand der Selbstregulation anzustreben.
- Heilung bedeutet in erster Linie die Wiederherstellung der Harmonie von Körper, Geist und Seele. Sie entsteht durch die Aktivierung der Selbstheilungskräfte und eine Genesung findet aus dem Inneren des Menschen und durch seine aktive Mitarbeit statt.
- Gesundheitsvorsorge bedeutet, sich seiner körperlichen, geistigen und seelischen Ressourcen bewusst zu sein und verantwortungsvoll damit umzugehen; vorhandene Kräfte vorausschauend und sorgfältig einzusetzen.
Somit steht es eins zu eins im Spiel um die Glaubwürdigkeit und alle beteiligten Disziplinen haben eine differenziertere Perspektive verdient, denn im Grundsatz der Dinge braucht es immer beide und nicht nur den Herrn Doktor oder den Weihrauch. Als vermittelnde Basisorganisation will der SVNH der Bevölkerung, Informationen zu den verschiedenen Behandlungsmethoden des natürlichen Heilens anbieten. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Aufklärung über die Funktionsweise energetischer und natürlicher Heilverfahren, damit in der breiten Bevölkerung der Mythos „Wunderheilung“ und unrealistische Heilversprechen der Vergangenheit angehören und seriöse Nischentherapeuten wieder eine Stimme und Anerkennung erhalten.
Andreas Meile – SVNH geprüfter Therapeut und Pressesprecher des Verbandes
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